Historische Fragenstellungen machen einen zentralen Bestandteil der medienwissenschaftlichen Forschung aus, anhand ihrer vielfältigen Bearbeitung ließen sich diverse Geschichten des Fachs erzählen. Die Identifizierung von Mediengeschichten avant la lettre disciplinaire, Begriffs- und Methodenarbeit sowie originäre Beschreibungen historischmedialer Konstellationen haben eine Vielzahl neuer Perspektiven eröffnet, von denen auch andere Fächer profitieren. Zugleich existieren einerseits thematische und methodologische Desiderate und andererseits blinde Flecken, deren Behandlung sich eine historische Medienwissenschaft in der Zukunft widmen könnte. Die AG Mediengeschichte möchte solchen Bemühungen Impulse geben und eine Plattform bieten.
Ein zentrales Problem der Mediengeschichte macht das gegenseitige Bedingungsgefüge von Medialität und Historizität aus: Geschichte ist Produkt von Medien, Medien wiederum sind das Ergebnis von Geschichte. Die Komplexität dieser zyklischen Relationen zeigt sich darin, dass – zugleich – Geschichte als Darstellung und Geschehen Resultat von Medien ist und Medien ebenfalls das Ergebnis historischen Geschehens und Darstellens sind. Hieraus ergeben sich besondere Herausforderungen für jede Form von Mediengeschichtsschreibung. Nicht nur muss der jeweilige historische Zugriff theoretisch abgesichert werden, sondern ebenso der Zugriff auf das, was jeweils Medien sein sollen. Dieses Bedingungsgeflecht strukturiert die historiografische Praxis, etwa bei der Behandlung von Quellen und der historiografischen Darstellung und der Reflexion ihrer Medialität.
In der geschichtswissenschaftlichen Forschung wird die Wechselseitigkeit von Medialität und Historizität zunehmend reflektiert. Eine komplementäre medienwissenschaftli-che Reflexion historischer Verfahren steht weitgehend aus, verspricht aber großen Gewinn: Was bedeutet es also, in einem medienwissenschaftlichen Sinne Mediengeschichte zu schreiben? Welche fachspezifischen Prämissen und Verfahren lassen sich identifizieren? Wie ist deren Verhältnis zu anderen, etwa geschichtswissenschaftlichen oder kommunikationswissenschaftlichen Zugängen? Wie lässt sich medienwissenschaftliche Medienhistoriografie historisieren?
Die AG Mediengeschichte möchte der Diskussion derartiger Fragestellungen innerhalb der Gesellschaft für Medienwissenschaften ein Forum schaffen. Ziel ist es, die Netzwerkbildung zwischen medienhistorisch arbeitenden Projekten und Institutionen zu fördern und so den Austausch über die Gegenstände ebenso wie die theoretischen und methodischen Problemstellungen von Mediengeschichte anzuregen. Über den Blog (mediengeschichtedotnet.wordpress.com) und die Mailingliste der AG können hierzu Informationen zu Veranstaltungen, Veröffentlichungen, Forschungsvorhaben usw. ausgetauscht werden. Darüber hinaus sollen jährlich stattfindende Workshops zu zentralen Themenkomplexen der Mediengeschichte ausgerichtet werden.
Kontakt
AG-Sprecher*innen:
Fabian Ebeling, Alexander Wagner und Monique Miggelbrink
(mediengeschichte_gfm(at)listserv.dfn.de)