Website: https://gfm-wissenschaftsforschung.de/
Wissenschaft und Medien begegnen sich immer wieder auf neue und überraschende Weise, und dabei konfrontieren sie uns mit drängenden politischen und sozialen Fragen. Die AG Medienwissenschaft und Wissenschaftsforschung bringt Medienwissenschaftler*innen und Wissenschaftsforscher*innen zusammen, um Wege zur Beantwortung dieser Fragen zu entwickeln. Ziel der AG ist es, zu untersuchen, wie Medien und Wissenschaft in der Vergangenheit miteinander verbunden waren und wie sie sich heute neu konfigurieren, so etwa bei der Klimaforschung und Wettervorhersage, bei der Stabilisierung, Vermittlung und Verdeckung von kolonialen Machtverhältnissen, bei der Verfolgung und Überwachung der Bewegungen von Menschen, Tieren und Pflanzen sowie bei der Hybridisierung von Körpern und Technologien.
Hintergrund
In den letzten zehn, fünfzehn Jahren ist in der Medienwissenschaft ein zunehmendes Interesse an der Soziologie und Geschichte der Wissenschaften zu verzeichnen gewesen. Die feministische Wissenschaftskritik (Haraway, Fox Keller, Longino), die Akteur-Netzwerk-Theorie (Latour, Callon, aber auch Starr, Bowker usw.), und die Historische Epistemologie (Canguilhem, Rheinberger) sind an vielen Stellen aufgegriffen und in die medienwissenschaftliche Forschung einbezogen worden. Zusätzlich angeregt durch die verstärkte Verbreitung digitaler Medien wird eine große Bandbreite von Medientechnologien heute als Teil umfassender „Ökologien“ von Epistemologie, Macht und Technik betrachtet: von Laborinstrumenten über Datenbanken bis hin zu Modellierungen. Diese Öffnung der Medien zu einem Forschungsgegenstand, der weit über die audiovisuellen Medien der Massenkommunikation sowie über eine Analyse von Einzelmedien hinausgeht, ist für die Medienwissenschaft von erheblicher Relevanz, nicht zuletzt um ihre kritische Bedeutung zu demonstrieren.
Gleichsam im Gegenzug haben Wissenschaftssoziolog*innen und Wissenschaftshistoriker*innen in den letzten Jahren verstärkt die Rolle der Medien in den Wissenschaften untersucht. Schon im Zuge des practical turn richtete sich die Aufmerksamkeit immer wieder auf Instrumente, Techniken und Infrastrukturen, die als Mittel und Formen der Wissensproduktion und Wissenszirkulation fungieren. Angesichts von Künstlicher Intelligenz und Deep Learning treten in den Science Studies und der Wissenschaftsgeschichte vermehrt Themen in den Vordergrund, die sich noch expliziter als medienwissenschaftliche verstehen lassen: der Umgang mit Big Data, die fortschreitende Digitalisierung des Publikationswesens, die Schaffung von öffentlichem Vertrauen in die Wissenschaft etc. Medienwissenschaft erweist sich als damit als interessanter Ansatz für eine Wissenschaftsforschung, die sich als engagierte Disziplin versteht.
Agenda
Die AG versteht sich als ein offenes Forum, um die bisher meist individuellen Bemühungen im Übergangsfeld von Medienwissenschaft und Wissenschaftsforschung zusammenzubringen, zu reflektieren, zu erweitern und zu verstärken. Indem wir in explizite Interaktion treten, können wir genauer erkunden und erproben, wie Medienwissenschaft und Wissenschaftsforschung sich wechselseitig befruchten. Neben regelmäßigen Treffen auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Medienwissenschaft wollen wir Workshops zum Thema anregen und entsprechende Publikationen begleiten und unterstützen. Auch die Auswahl und Zusammenstellung geeigneter Materialien für die akademische Lehre ist uns ein Anliegen. Angesiedelt in der Medienwissenschaft, suchen wir den Kontakt zu den Institutionen und Fachgesellschaften der Wissenschaftsforschung. Durch die Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Medienwissenschaft und Wissenschaftsforschung können beide Seiten weiter dazu beitragen, die Rolle von Medien und Wissenschaft in der Gesellschaft zu untersuchen und zu verstehen: heute, in der Vergangenheit und in der Zukunft.
Kontakt und Mailverteiler: medienundwissen (at) listserv.dfn.de
Website: https://gfm-wissenschaftsforschung.de/