05. – 08.10.2011, Potsdam
Universität Potsdam und Fachhochschule Potsdam unter Beteiligung der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“
Unter »Dysfunktionalität« fällt alles, was nicht oder nicht mehr funktioniert, was gegebene Funktionen unterläuft oder sich Funktionalitäten überhaupt widersetzt bzw. sich nicht angemessen in ein (auch technisches) Funktionieren übersetzen lässt. Dysfunktionalitäten haben viele Facetten: Das Funktionslose, der Ausfall, Unfall oder Störfall, Rauschen, Unsicherheiten sowie das, was sich der Wiederholbarkeit oder Reproduktion entzieht; ferner das Unbestimmte, Unbestimmbare, Unbeherrschbare und Unentscheidbarkeiten sowie auch Dissonanzen, Paradoxien, Blackouts und andere Zusammenbrüche, Katastrophen und Gegenläufigkeiten oder bewusst hergestellte subversive Aktionen.
Ausgehend vom vieldiskutierten Topos der »Störung« und der von vielen medientheoretischen Ansätzen vertretenen Annahme, dass mediale Prozesse in ihrem Nicht-Funktionieren überhaupt erst reflektierbar werden, sollen Produktivität wie mögliche Dysfunktionalität dieser These überprüft werden. Zugleich stehen damit all jene medialen Dispositive und Praktiken zur Debatte, die auf unterschiedliche Weise (Ver-)Störungen produzieren. Die Vielfalt der gewünschten Perspektiven reicht so von grundlegenden Theorie- und Methodenfragen bis hin zu Analysen konkreter Inszenierungsformen etwa in Film, TV, Radio, Computerspiel etc. oder historischen Fragen, die sich 2011 in Potsdam auch zur 100jährigen Geschichte des Filmstudios Babelsberg aufdrängen: Weist doch die »Filmstadt« Babelsberg mit ihrer wechselvollen Geschichte selbst zahlreiche Brüche, Umnutzungen und immer wieder Störfälle auf (z.B. mit in den je unterschiedlichen politischen Systemen indizierten oder verhinderten Produktionen und ausgeschlossenen Personen).
Wie und mit welchen Methoden erfassen wir Dysfunktionalitäten in Medien bzw. medialen Anordnungen und Inszenierungen? Tendieren Mediensysteme notwendig zu Dysfunktionalitäten oder ist das Dysfunktionale lediglich als eine einbrechende Kontingenz, als unvorhersehbares Ereignis zu verstehen? Verfährt die Medienwissenschaft durch notwendige Eingrenzungen von Kontexten und Perspektiven nicht immer schon dysfunktional in der Annäherung an ihre Gegenstände?
Die Jahrestagung in Potsdam wird von der Universität Potsdam und der Fachhochschule Potsdam unter Beteiligung der Hochschule für Film und Fernsehen »Konrad Wolf« ausgerichtet. Aufgrund der außerordentlich großen Zahl an Einreichungen läuft die Jahrestagung erstmals über vier Tage und beginnt am Abend des 5. Oktober.