Sprecher*in: Natascha Adamowsky & Peter Matussek
Kontakt: ag-medienaesthetik@uni-siegen.de
Die Medienästhetik bildet imSelbstverständnis der GfM einen der drei "Kernbereiche der Medienwissenschaft" neben Medientheorie bzw. -philosophie und Mediengeschichte (vgl. https://gfmedienwissenschaft.de/sites/gfm/files/pdf/2017-10/2008-GfM-St…).
Während die anderen beiden Kernbereiche sich relativ klar umreißen lassen, hat die Medienästhetik ein breites Spektrum von Aufgaben in ihrer Forschung, Lehre und Entwicklung abzudecken – u.a. "Medienkünste, Fotografie, Ton, Film, Text [...] Game Studies, Visuelle Kommunikation" (a.a.O., S. 2). All diese medialen Produktions- und Rezeptionsformen haben ihre je eigenen theoretischen und historischen Grundlagen, die im Rahmen eines um aisthetische und historisch-anthropologische Dimensionen erweiterten Verständnisses von Ästhetik zu behandeln sind.
Das geforderte Pensum ist nach unserer Einschätzung unter den gegebenen institutionellen Bedingungen der Medienästhetik im deutschen Hochschulsystem nicht zu bewältigen. Um den Status des vielschichtigen medienwissenschaftlichen Kernbereichs und der mit ihm assoziierten Gegenstandsfelder zu verbessern, bedarf es der Formulierung einer epistemisch explizierten Programmatik, auf die in universitären Strategiekonzepten, Curriculumsentwürfen, Stellenverhandlungen, Drittmittelanträgen etc. Bezug genommen werden kann.
Das Desiderat wird in den letzten Jahren verstärkt geäußert. Die entsprechenden Ansätze möchten wir in der AG diskutieren, um darauf aufbauend eine Verständigungsplattform innerhalb der GfM zu etablieren – so u.a.:
• das Themenheft Medienästhetik der ZfM 8 (2013), in dem die Herausgeber Erich Hörl und Marc B.N. Hansen, anknüpfend an Félix Guattari, die faktische "Priorisierung des Ästhetischen" im 21. Jahrhundert (S. 10) konstatieren und eine entsprechende Neubewertung der Medienästhetik postulieren,
• den im selben Jahr erschienene Sammelband Thinking Media Aesthetics (PL Research), in dessen Einleitung die Herausgeberin Liv Hausken schreibt:„This program for thinking of and about media aesthetics investigates the field between media studies and the aesthetic disciplines that have witnessed very creative and fruitful growth and interaction during the last decade. In this volume, we attempt to consolidate these diverse developments into a focused interdisciplinary program that combines theoretical argumentation with exemplification and analysis of individual artworks and media phenomena" (p. 47 f.),
• W. J. T. Mitchells Vorwort zum o.g. Sammelband, in dem er ein „transcendental schema underlying media aesthetics“ (p.26) vorstellt, das in Anlehnung an die aristotelische Trias von Opsis, Melos und Lexis und ihren Entsprechungen bei Barthes, Foucault, Kittler u.a. konstruiert und als „new 'common core' curriculum based precisely in the concept of media aesthetics“ (p. 22) auch schon von ihm erprobt ist,
• Oliver Bidlos 2019 erschienenes Buch Medienästhetik und Alltagswelt (Oldib Verlag), das in einer Kombination von Medienanthropologie, H. R. Jauß‘ Konzept der Dreidimensionalität ästhetischer Erfahrung (Poiesis, Aisthesis, Katharsis) und einer Variation von Tofflers Phänotyp des Prosumenten, des sog. „Prodisumenten“, die „medienästhetische Verfasstheit der Alltagswelt“ (S. 30) begreiflich zu machen sucht.