Medienwissenschaft geht davon aus, dass eine Auseinandersetzung mit Medien, mit ihren technischen und ästhetischen, ihren symbolischen und kommunikativen Eigenschaften einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis von Geschichte, Kultur und Gesellschaft leistet. Die Medienwissenschaft ist eine junge, kulturwissenschaftliche Disziplin, die mit großer Pluralität von Ansätzen und Methoden die Vielfalt der Medien und medialer Konstellationen und Verfahren erforscht sowie deren Geschichtsschreibung und Theoretisierung betreibt. Medienwissenschaft untersucht deshalb die historische Herausbildung und Wandlung von Medien in Verzahnung mit kulturellen,wissenschaftlichen, ökonomischen, politischen und sozialen Prozessen; im internationalen und interkulturellen Vergleich erforscht sie den Stellenwert von Medien für die Kultur, für die Produktion von Wissen, von Wahrnehmungsformen sowie für gesellschaftliche Reproduktion.
Medienwissenschaft zielt auf eine Analyse von einzelnen Medien und komplexen Mediensystemen mit ihren je spezifischen Darstellungsformen, Apparaten, Institutionen; dabei kommt eine Vielfalt von Methoden zum Einsatz, die Produktionsweisen, Textstrukturen, Inhalte, kulturelle Praktiken und Kontexte aufschlüsseln. Sie zielt zugleich auf eine Theorie der Medien, die unter Rückgriff auf Forschungen in anderen Disziplinen die Merkmale des Medialen / der Medialität im Allgemeinen zu bestimmen versucht.
In der Auseinandersetzung mit der Frage, was Medien ausmacht und worin ihre medialen Qualitäten bestehen, wird ein umfassender, gegenüber der alltagssprachlichen Verwendung präzisierter Begriff von Medien verwendet. Dabei bilden die technischen Massenmedien (Print, Radio, Film, Fernsehen, Internet) einen wichtigen Bezugspunkt. Weit darüber hinaus werden aber auch Medien der Wahrnehmung, des Transports, der Kommunikation, der Speicherung und Verarbeitung von Daten zum Gegenstand gemacht. Sprache oder Elektrizität, wissenschaftliche und medizinische Visualisierungen, Verkehrsinfrastrukturen oder Computerprogramme können dabei - je nach Schwerpunktsetzungen der einzelnen Studiengänge - als Teil von Mediengeschichte und Medienkultur in den Blick genommen werden. Die Merkmale von einzelnen Medien und die allgemeinen Funktionsweisen von Medialität werden dabei häufig gerade durch den Vergleich unterschiedlicher Medien in variablen historischen und kulturellen Kontexten deutlich.
Die Medienwissenschaft versteht ihre eigene Tätigkeit, die Analyse und theoretische Reflektion von Medien, als eine gesellschaftliche Praxis. Sie bildet dabei zwar nicht für einen spezifischen Beruf aus, vermittelt aber Kenntnisse und Qualifikationen, die für alle Medienberufe grundlegend sind: Insbesondere Einsicht in die ästhetische und technische Komplexität von Medien und Mediensystemen, ihre historischen Voraussetzungen und ihre kulturellen und sozialen Effekte. Gerade im Bereich von Medienberufen ergeben sich fortlaufend neue Anforderungen und entsprechend dynamische Berufsbilder, so dass eine zu enge Orientierung an den Anforderungen einzelner Berufsbilder kontraproduktiv wäre. Stattdessen werden neben dem sachlichen Wissen von Medien Querschnittskompetenzen - wie Recherche, Schreiben, Präsentation - und exemplarische technische, ökonomische oder gestalterische Aspekte von Medienproduktion vermittelt.
AbsolventInnen medienwissenschaftlicher Studiengänge arbeiten u.a. in Bereichen wie Werbung, Medienkritik, Redaktion, Kultur- und Festivalmanagement, Mediengestaltung und -produktion. Schließlich bildet die Medienwissenschaft auch die Grundlage für die zunehmende nachgefragte Aufgabe der Vermittlung von Medienkompetenz in Schule, Weiterbildung etc.