Die universitäre Lehre ist einer der Grundpfeiler akademischer Arbeit. Nicht nur lassen sich in diesem Rahmen Forschungsergebnisse oft das erste Mal zur Diskussion stellen, auch können junge Menschen – und damit der künftige akademische Nachwuchs – überhaupt erst über die Lehre für die Wissenschaft begeistert werden. Von guter Lehre profitieren mithin neben den Studierenden auch die Dozierenden und schließlich die gesamte Medienwissenschaft. Die vorherrschenden Strukturen an deutschen Hochschulen jedoch erschweren eine hinreichende Fokussierung auf solide Lehrformen und -konzepte bei gleichzeitiger politischer Forderung nach einer wissenschaftlich fundierten Ausbildung von Studierenden.1
Wie Lehrende mit den unterschiedlichen Schwierigkeiten umgehen können, welche Vermittlungsformen es für die jeweiligen Studienphasen gibt und wie der Balanceakt zwischen Forschung und Lehre gelingt, sind die Fragen, zu deren Beantwortung die Kommission Lehre beitragen will. Folgende Bereiche stellen dabei die drängendsten Problemfelder da:
1. Lehre hochschulpolitisch
Anspruchsvolle Lehre und die Etablierung neuer Lehrformen und -konzepte brauchen Zeit, Motivation und Ressourcen. Aus diesem Grund kann sich die „Kommission Lehre“ nicht allein mit konkreten Veränderungen in Seminaren oder Vorlesungen auseinandersetzen, sondern muss sich auch der hochschulpolitischen Strukturen annehmen, die die Qualität von Lehre unmittelbar beeinflussen. Entscheidend dabei sind einerseits Art und Umfang, wie der akademische Nachwuchs in die strukturelle Ausrichtung und Planung der Lehre eingebunden wird. An zahlreichen Einrichtungen bestreitet der Mittelbau zwar einen Großteil der Lehrveranstaltungen im Bereich der Bachelor-Studiengänge, hat jedoch selten das Recht oder die Möglichkeit, Verbesserungen umzusetzen. Andererseits stellt sich die Frage, welche Stellen zur Abdeckung des Lehrbedarfs geschaffen werden. In den letzten Jahren wurden zahlreiche Stellen mit hohen Lehrdeputaten ausgeschrieben, die darüber hinaus befristet und mit einem erheblichen Verwaltungsanteil ausgestattet waren. Gerade zu Beginn der eigenen Lehrtätigkeit sollte ausreichend Zeit für Planung und Nachbereitung von Veranstaltungen eingeräumt werden. Nicht zuletzt muss die Wertschätzung, die die Lehre im Vergleich zu Forschung und Verwaltung erfährt, zur Debatte stehen. Entscheidend für eine Karriere als WissenschaftlerIn ist die eigene Forschung. Zur Sicherung und Verbesserung der Lehrqualität – und somit auch zur Sicherung des eigenen Nachwuchses – ist jedoch didaktisch gute, innovative und fachgerechte Lehre unerlässlich. Dies sollte sich im Selbstverständnis und der Außendarstellung der jeweiligen Einrichtungen, in Evaluationen von MitarbeiterInnen sowie in Berufungsverfahren sowie bei der Einstellung neuer KollegInnen widerspiegeln. Darum setzen wir uns für eine verstärkte Zusammenarbeit mit der „Kommission für gute Arbeit in der Wissenschaft“ in der GfM ein.
2. Lehre praktisch
Die alltägliche Lehre ist ein kaum zu überschauendes Feld. Da die meisten DozentInnen ihre Kompetenzen qua learning by doing erlangen – schließlich gibt es keine Ausbildung für das Unterrichten in unserem Fach –, existiert auch keine Instanz zur Qualitätssicherung. Die „Kommission Lehre“ kann diese Lücke nicht füllen, doch sie kann begleitend und beratend wirken. Diesem Ziel möchte sie sich folgendermaßen nähern: Zum einen werden Lehrkonzepte, Seminarpläne und Bibliographien zu verschiedenen Themen besprochen, gesammelt und ausgewertet. Zum anderen werden diverse Programme der Vernetzung der DozentInnen angestoßen (etwa Workshops, Hospitationen an eigenen und fremden Universitäten, eine Internetplattform mit Datenbank und Forum). Im regen Austausch soll sich somit eine Bestandsaufnahme und Weiterentwicklung, kurz: eine Professionalisierung der Lehre in Gang setzen.
3. Lehre rechtlich
DozentInnen bewegen sich bei der Arbeit mit (audio-)visuellem Material – besonders im Rahmen der Präsentation in Seminaren und auf Online-Lehrplattformen – oft in einer rechtlichen Grauzone (nicht zuletzt auch in Hinblick auf FSK-18-Material). In Zusammenarbeit mit der „Kommission Recht“ der GfM soll hierzu eine Lösung erarbeitet werden.
Ziele der Kommission
1 Vgl. die „Empfehlungen zur Qualitätsverbesserung von Lehre und Studium“ des Wissenschaftsrats vom 04.07.2008 sowie den „Qualitätspakt Lehre“ vom BMBF; http://www.qualitaetspakt-lehre.de.